Das Webquest „Brot für die Welt oder Biosprit aus nachwachsenden Rohstoffen“ ist als Planspiel aufgebaut. Dies ermöglicht die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer offenen politischen und ökonomischen Problemsituation anhand von Informations- und Lesephasen, Gruppen bezogener Meinungsbildung und Strategieplanung, Interaktionen zwischen den das Planspiel tragenden Gruppen und einer abschließenden Plenumsphase mit Entscheidungscharakter sowohl die verschiedenen Aspekte und Interpretationen von Nachhaltigkeit kennen zu lernen sowie sich des komplexen Entscheidungsfindungspozesses bewusst zu werden. Das Planspiel verweist auf Schwierigkeiten, eine Lösung zu finden für die im Webquest „Nachhaltigkeit und Nachwachsende Rohstoffe“ angesprochenen Aspekte der Ökologie, der Wirtschaft sowie der sozialen und kulturellen Entwicklungen. Der plakative Titel des Webquests reduziert bewusst die komplexen technischen, wirtschaftlichen sowie ökologischen Gesichtspunkte der Energiegewinnung aus Biomasse auf die sogenannten „Agrofuels“, also Biosprit aus landwirtschaftlichem Anbau. Energiegewinnung aus Holz, Holzabfällen sowie aus Müll wird nicht betrachtet. Nachwachsende landwirtschaftlich erzeugte Rohstoffe sind Basis für die Lebensmittelversorgung einer wachsenden Weltbevölkerung und in steigendem Maße auch zur Energiegewinnung. Außerdem wird nachwachsenden Rohstoffen eine günstige Klimabilanz zugewiesen. Deshalb wird ihr Anbau in nationalem und globalem Maßstab gefördert. Die vielfältigen Akteure und Betroffenen sind eingebettet in nationale und internationale ökonomische, soziale und politische Problem- und Entscheidungsfelder, die im Rahmen des Webquests reduziert wird auf das Spannungsfeld staatlich subventionierten Klimaschutzes (Biosprit) und globaler Ernährungssicherung und deren Bewertung durch verschiedenen Akteure und Interessengruppen. Da mit diesem Webquest überwiegend Schüler von Jahrgangsstufe 8 bis 13 angesprochen werden, haben wir in der Ansprache die Sie - Form gewählt.
1. Didaktische und methodische Hinweise zu Planspielen im Rahmen von WebQuests
Unter WebQuests sind Lehr-/Lernarrangements zu verstehen, mit deren Hilfe Schüler vorgegebene Aufgabenstellungen anhand internetbasierter ausgewählter Informationseinheiten als Einzelne oder in Gruppen bearbeiten. Webquests haben in der Regel eine bestimmte Ablaufstruktur, die der Planungsstruktur einer Unterrichtseinheit ähnelt. Der Aufbau eines WebQuests wird im Internet durch eine für Schüler leicht zu überschauende und bearbeitende Menüstruktur abgebildet.
Aufbau und Ablauf eines WebQuests
Abbildung 1: Ablauf eines WebQuests
Der Ablauf von Planspielen (siehe dazu grundlegende Informationen bezüglich Theorie und Methodik sowie mit Literaturhinweisen unter: http://www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/didaktik/planspiel/frameset_planspiel.html) ähnelt etwas den Lehr- und Lernarrangements von Webquests. Die Teilnehmer sollen durch Simulation einer konkreten politischen Problemsituation Zusammenhänge erkennen, Entscheidungen treffen und über die Auswirkungen reflektieren. Wichtig ist, Perspektiven verschiedener Rollen und Interessen bewertend in die eigenen Entscheidungen einfließen zu lassen. Während im Webquest vorgegebene Aufgabenstellungen den Ablauf bestimmen, sind es im Planspiel vorgegebene Gruppen, die anhand von Arbeitskarten und Rollenkarten sowie zusätzlicher für alle Gruppen zugänglicher Informationen eine Meinungsbildung sowie Strategieplanung durchführen. Die Interaktionen zwischen den Gruppen kann auch virtuell durchgeführt werden. Das abschließende Plenum mit der Planspielauswertung sollte auf jeden fall im Klassenzimmer stattfinden.
Aufbau und Ablauf des Planspiels im Rahmen eines WebQuests
Der Ablauf eines Planspiels im Rahmen eines WebQuests wird durch die Menüleisten, die folgendem idealtypischen Verlauf eines Planspiels entsprechen können:
Spieleinführung
Informations- und Lesephase
Meinungsbildung und Strategieplanung innerhalb der Gruppe
4. Interaktion zwischen den Gruppen
Vorbereitung eines Plenums/Konferenz
Durchführung eines Plenums/Konferenz
Spielauswertung
Sowohl aus inhaltlichen, aber auch aus Gründen des eingeschränkten Platzes bei der Menügestaltung besteht unser Planspiel aus folgenden Menüpunkten:
Einleitung
In der Einleitung werden die wesentlichen Aspekte, die unter dem Planspiel zugrunde liegen genannt, wie zum Beispiel Fragen und Auswirkungen des Flächenverbrauchs, der Agrobiodiversität und des Klimaschutzes. In der
Informations- und Lesephase
werden die Begründungen für den Ausbau von Energiepflanzen für die Herstellung von Kraftstoffen mit den Faktoren zur Bestimmung der Klimabilanz in Beziehung gesetzt und auf die komplexen Einflüsse uns Auswirkungen hingewiesen. Anhand von ausgewählten Internetquellen werden sowohl fachliche als auch politische Positionen von Akteuren deutlich, die alle Schüler sich gleichermaßen aneignen sollten. Die Internetquellen ermöglichen engagierten Schüler weiter Informationsquellen zu suchen.
Planspieleinführung
In der Planspieleinführung wird der verlauf des Planspiels erklärt, die Gruppenbildung durchgeführt und ein/e Spielführer/in bestimmt.
Meinungsbildung
In der Phase der Meinungsbildung werden auf der Basis der Rollenkarten sowie der zu den Rollenkarten angegebenen Links die Positionen der einzelnen Gruppen erarbeitet und zusammengestellt. Hier sollte auch der Begriff der Nachhaltigkeit, der seit dem Erdgipfel in Rio de Janeiro im Jahre 1992 zu einem politischen Leitbegriff geworden und mittlerweile für alle Lebensbereiche Anwendung findet mit berücksichtigt werden. Umwelt/Ökologie, Ökonomie und Soziale/Kulturelle Entwicklungen als Eckpunkte der Nachhaltigkeit sollten in einem interdependenten Zusammenhang zu den für die Gruppe als wichtig angesehenen Zielen in Beziehung gesetzt werden.
Strategieplanung und Interaktion zwischen den Gruppen
die Strategieplanung und die Interaktion zwischen den Gruppen sind die intensivsten und zeitaufwendigsten Arbeitsphasen, die auch teilweise virtuell durchgeführt werden können. Zentrale Aufgabe der einzelnen Gruppen besteht darin, die wesentlichen Ziele ihrer Positionen zu benennen und sie in eine wertende Beziehung zu den verschiedenen Faktoren der Nachhaltigkeit wie Umwelt/Ökologie, Ökonomie und sozialen/kulturellen Entwicklungen zu setzen. Dies geschieht mit Hilfe einer Konzeptmap. Eine Konzeptmap ermöglicht eine visuelle Übersicht über die Zusammenhänge, die Bedeutung und den Einfluß einzelner Faktoren auf die vorher festgelegten Zielvorgaben. In informellem Informationsaustausch, der auch virtuell durchgeführt werden kann, können Unterschiede und eventuell gemeinsame Zielvorstellungen einzelner Gruppen festgestellt werden sowie Strategien zur Durchsetzung der Ziel im abschließenden Plenum.
Durchführung des Plenums und Spielauswertung
Im Plenum werden, abhängig von der Ergebnissen der Interaktionen zwischen den Gruppen, die verschiedenen Positionen dargestellt, die Unterschiede herausgestellt und Möglichkeiten einer gemeinsamen Lösung besprochen.
In der Spielauswertung können Vorstellungen zur Rollenidentifikation und zur Rollendistanz und der damit einhergehenden Fixierung, beziehungsweise in Frage stellen von Interessen angesprochen werden.